Arbeitsmarkt ändert sich massiv: Mit diesem Schlüssel schaffen wir den Wandel
Der deutsche Arbeitsmarkt befindet sich im Wandel. Homeoffice, vernetzte Teams und IT-Tools stellen Unternehmen und Arbeitnehmer vor Herausforderungen. Warum die Politik mit Versäumnissen den erfolgreichen Umbruch behindert – doch es gibt einen Schlüssel.
Durch die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung der Arbeitswelt einen enormen Schub erfahren – doch auch die Schwachstellen wurden deutlich. Auf den ersten Blick scheint der deutsche Arbeitsmarkt gut durch die Corona-Krise gekommen zu sein. Aufgrund von Kurzarbeit konnten viele Arbeitsplätze erhalten bleiben und auch die schwer gebeutelte Gastronomie scheint sich durch Lockerungen und 3G-Regeln zu erholen. Die Arbeitslosenquote ist in der Pandemie nur leicht auf 5,9 Prozent gestiegen (zuvor 5,0 Prozent). Laut Experten trügt der Schein, denn unser Land sei auf die dramatischen Veränderungen nicht gut vorbereitet. Im internationalen Vergleich wird Deutschland bei der Zukunft der Arbeit klar abgehangen.
Zukunft der Arbeit: Unglaublicher Umbruch kommt auf uns zu
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht einen “unglaublichen Umbruch” in der Arbeitswelt auf uns zukommen. Als Treiber sieht der Minister neben der Digitalisierung die Automatisierung und den Durchbruch neuer Technologien wie der Elektromobilität.
Arbeitnehmer verrichten immer mehr Wissensarbeit
Vor allem in der Automobilbranche entwickeln sich Produktion und Markenimage hin zum CO2-neutralen Fahrzeug. Zahlreiche Autobauer verabschieden sich vom Verbrenner und stellen nur noch batterieelektrische Autos her. Aufgrund geringerer Bauteile wird das auch Stellen reduzieren. Stattdessen werden Angestellte eher in der Konzeption und im Ingenieurwesen gebraucht. Hilmar Schneider, Direktor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit in Bonn, bestätigt diese Entwicklung. Er spricht von der sogenannten “Wissensarbeit”, die sich verstärkt. Roboter und künstliche Intelligenz werden zunehmend einfache Tätigkeiten in der Produktion oder im Lager übernehmen. Doch nicht nur stapelnde Greifarme unterstützen den Menschen – auch Nutzfahrzeuge transportieren zunehmend Güter autonom von A nach B. Bestes Beispiel ist der Hamburger Hafen, der sich zunehmend automatisiert.
Nicht nur Facharbeiter sind von dem Wandel auf dem Arbeitsmarkt betroffen. Hoch qualifizierte Akademiker können ebenfalls von Stellenabbau betroffen sein. Künstliche Intelligenz schreibt schon heute Artikel oder übersetzt Literatur. Für Journalisten und Texter bedeutet das vielleicht eines Tages weniger Arbeit.
Arbeitswelt: Deutschland im internationalen Vergleich
Auch wenn das alles nach schnellem Umbruch klingt – Deutschland liegt bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich eher im Mittelfeld. Der Digital Transformation Index analysiert den digitalen Reifegrad von Unternehmen. 18 Länder werden dargestellt. Für den Index äußern sich Entscheider aus mittelgroßen und großen Unternehmen. Mit einem Indexpunkt von 56 von 100 liegt Deutschland klar im Mittelfeld. Zögerliche Umsetzungen von IT-Tools in Unternehmen sind aber nur eine Herausforderung. Vor allem die fehlende digitale Bildung in Schulen macht dem Arbeitsmarkt zu schaffen. Junge Absolventen sind oftmals zu wenig ausgebildet, um die digitale Transformation selbst voran zu treiben.
Digitale Bildung Fehlanzeige: Versäumnis der Politik
Ein Schulfach “Digitale Bildung” ist hierzulande Fehlanzeige. Selbst Programmierkenntnisse werden wenn dann erst in der Oberstufe gelehrt. Dabei erweisen sich IT-Kenntnisse in vielen Sparten als Vorteil bei der Bewerbung. Roland Verwiebe, Professor für Sozialstruktur und soziale Ungleichheit an der Universität Potsdam, sieht hier ein klares Versäumnis der Politik. Homeschooling ist in der Pandemie an vielen Schulen zu einer permanenten Herausforderung geworden.
In Zukunft entstehen neue Berufsfelder
Alte Berufsbilder werden wegfallen – so viel steht fest. Dafür entstehen aber schon heute neue Jobs. Ob Pflege, Gesundheitsmanagement oder Lehre: Die Unternehmensberater von Deloitte prognostizieren zudem mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze, die bis 2035 nur schwer durch Technologie zu ersetzen sind. Dennoch wird es zu wegbrechenden Stellen kommen. Hierin liegt aber auch der Schlüssel: Weiterbildungen und frühe digitale Förderung fangen Arbeitnehmer auf. Führungskräfte und Personalabteilungen sind also gefordert, ihre Angestellten durch gezielte Förderung an die neuen Technologien und Prozesse heranzuführen. Nur wenn Chefs mitziehen und den Wandel aktiv nach unten weitergeben, kann die digitale Transformation gelingen. So fühlen sich Mitarbeitende aktiv eingebunden und werden die Prozesse mittragen.